Mit Stadtgott und Anti-Drogenstein zur Tianfeng-Pagode

„Was sollen wir unbedingt in Ningbo erkunden?“ Die Empfehlungen unserer Verwandschaft drehen sich ums Chi, ums Essen. Wir sind in China. „Geht zum Chenghuang-Miao-Viertel“, empfehlen auch meine Schwiegereltern. „Unbedingt!“ Weil dort eine bekannte Pagode steht? Mitnichten. Sie meinen das Viertel mit den Ningboer Spezialitäten. Und weil es so ein liebevoll-fürsorglicher Tipp ist, ziehen wir los.

Wo einst der Stadtgott zu Hause war

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Kleine Stände mit Leckereien

Unweit der berühmten Tiyan-Yi-Bibliothek spazieren wir am Mondsee-Park vorbei und steuern auf das alte Stadtzentrum mit dem Stadtgott-Tempel (Chénghuáng miào) zu. Nach daoistischem Glauben besitzt jede größere chinesische Stadt so eine Gottheit. Diese soll Stadt und Einwohner beschützen und darf im Gegenzug in einem eigenen Tempel residieren.

Heute vibriert das Leben in den modernen Shoppingmalls an der Kaiming Jie, doch auch kleine Essens-Lädchen endecken wir. Nach den beliebten Spezialitäten von Ningbo suchen wir hingegen vergebens. Und auch die Eltern können sie nirgends entdecken. Spezialitäten aus Ningbo? Wo gibt’s die noch? Das Thema Essen beschäftigt meine Shanghaier jetzt ernsthaft.

Der Anti-Drogenstein vor der Tianfeng-Pagode

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Kulturgarten des Drogenkampfes

In einem kleinen Park östlich der Kaiming Jie steht sie, die Tianfeng-Pagode: filigran, sechseckig, siebengeschossig (es soll noch sieben unterirdische Geschosse geben) und je nach Reiseführer 30 bis 55 Meter hoch. 😉

Viel spannender für den Moment sind zwei Steine unterhalb des Ningboer Wahrzeichens. Der eine verweist darauf, dass wir uns hier im ‚Kulturgarten des Drogenkampfes‘ befinden, der andere gibt einen kleinen Abriss zum Thema, der beim Opiumkrieg beginnt und mit dem erneuten Einzug der Drogen in unseren Tagen endet:

Drogen bereiteten China in der der Geschichte große Verluste, denn mit dem Opiumkrieg wurde das Land kolonialisiert. Nachdem das neue China entstanden ist, kämpfte die kommunistische Partei gegen die Drogen und sorgte etwa 30 Jahre lang für einen drogenfreien Staat. Doch seit den 1980er Jahren strömen erneut Drogen aus der Außenwelt nach China. Von Tag zu Tag wird es schlimmer. Nicht nur der Einzelne leidet unter der Abhängigkeit von Drogen, sondern ganze Familien und die Gesellschaft. Es geht um die Existenz der Nation. Gegen Drogen zu kämpfen, das wird immer ein Prinzip der Regierung und der Partei sein. Deshalb wurde der ‚Kulturgarten des Drogenkampfes‘ errichtet. Er soll immer daran erinnern.

TIPP:
In diesem Zusammenhang empfehle ich den Blogbeitrag von Tim Hill vom 6. Mai 2015    

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Kleine Zusammenfassung des Kulturgartens des Drogenkampfes; errichtet im August 2008

Kleine Tianfeng-Kunde

Auf Geheiß der Kaiserin Wu Zetian soll die Pagode zu Zeiten der Tang-Dynastie (695 – 696) erbaut worden sein. Später verfiel sie, der jetzige Bau geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Da herrschte die Song-Dynastie.

Die letzte Rekonstruktion war 1984, ihren typischen Südsong-Dynastie-Stil konnte sie bewahren, der überhaupt typisch ist für Bauten südlich des Yangtse: fein gearbeitet und schlicht.

Eintritt zum Besteigen: 5 Yuan

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