Havelfischer & Wollhandkrabben | Update

Traditionell im August feiern wir mit unseren chinesischen Freunden ein Krabbenfest. Sie lieben Wollhandkrabben. So sehr, dass sie, wie in diesem Jahr, direkt nach einem Flug aus dem kanadischen Vancouver bei uns am Gartentisch landen. Doch bevor es losgeht, machen wir uns auf ins Havelland, zu Fischer Wolfgang Schröder, der die aus China eingeschleppten Krabben nicht nur fängt.

Vor 120 Jahren von Bord gekrabbelt

Fischer Wolfgang Schröder kennt im Havelland jeder. Er zählt zu jener Handvoll von einst Tausenden Fischern, die es hier noch gibt. Bei jedem größeren Naturereignis wird der Mann zu Rate gezogen. Und auch wenn heute kein Hochwasser in Sicht ist, kann man ihn fragen, was die chinesische Wollhandkrabbe im Brandenburgischen eigentlich so treibt. Und seit wann.

„Vor 120 Jahren ist sie hier eingetroffen“, meint er, „und schon 1920 gab es die erste Plage. Als blinder Passagier im Ballastwasser von riesigen Transportschiffen kletterten die ersten an der Nordsee von Bord, und wandern seither über Flüsse und Kanäle in unsere Flussmündungen ein. In den 1990er Jahren habe er mehr gefangen als jetzt, weil das Vorkommen und Schwinden der Wollhandkrabben einem 12-jährigen Zyklus unterliegt. Derzeit befinden wir uns in einer absteigenden Populations-Kurve. Kaum Tiere. Aber die fünf Kilogramm bekommen wir zusammen.“

Wollhandkrabben - frisch aus der Havel
Wollhandkrabben aus der Havel

Im Populations-Tief

Aha. Was bin ich froh, das Krabbenfest wird stattfinden, auch wenn sich der Krabben-Zyklus im Populations-Tief befindet. „Wovon hängt die Kurven-Position der Krabben ab?“, frage ich den Fischer, der auch darauf eine Antwort weiß: „Wie so oft im Leben, es gibt mehrere Gründe. Der Salzgehalt der Elbe. Oder die Anzahl der Stinte, die die Larven der Krabbe fressen. Oder, oder … .“ Ob er sich selbst ab und zu auch einen Achtbeiner gönnt?, möchte ich abschließend wissen. Macht er. Und so weiß er auch, dass die beste Zeit zum Krabben verputzen Mitte September ist, auch wenn es dann nicht mehr so viele Tiere gibt.

Wenig später ziehen wir mit unserer Beute von dannen. Fünf Kilogramm für 40 Euro. Der Preis wird an der Größe der Tiere festgemacht. Während er für die großen 8 Euro je Kilogramm berechnet, kosten kleine Exemplare die Hälfte. Unsere chinesischen Freunden loben die gute Qualität, das gute Fleisch und überhaupt  – irgendwie finden sie die Krabben dieses Jahr besonders lecker. Zu unserem Gartenfest werden sie gedünstet. Gegessen werden sie dann mit einer Tunke aus Sojasoße, Chili und Ingwer. Das leckerste Stück ist festes Fleisch aus der behaarten Schere. Sagen die Chinesen. Es werden natürlich auch andere Leckereien verputzt, wie die Guōtiē von Zuokan. Diese gefüllten Teigtaschen sind mit den Jiaozi verwandt, jedoch länglich und sie werden gebraten.

ℹ️ TIPP: Fischerei Schröder
Gahlberg 2, 14715 Havelaue OT Strodehne
Der Fischereibetrieb Schröder ist ein Familienbetrieb am Gülper See in der vierten Generation, 1904 wurde er gegründet.


April 2020
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2 thoughts on “Havelfischer & Wollhandkrabben | Update”

  1. Hallo, sieht nett aus bei euch. Der Fischer ist wirklich sehr, sehr bekannt. Habe ihn vor wenigen Wochen in einer Zeitschrift zu Ausflugszielen in Brandenburg entdeckt. 🙂

    1. Sehr bekannt. Das weiß ich jetzt auch. 😉 Er hat mir von dem Heft berichtet, das offensichtlich vom Tagesspiegel produziert wird.

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