„Wei!“ – Gesetzlich verordneter Fisch

„Wei! Wei!“ – Wenn durch unser Haus ‚wéi‘ ertönt, dann ist klar: Herr P. telefoniert. Einmal die Woche plaudert er mit seinen Eltern, die in einem Seniorenheim in Shanghai leben und immer mal wieder Kurioses und Liebenswertes aus eben diesem berichten. Heute gibt die Mama ein Gespräch wider, bei dem es sich um Deutschlands „Gesundheits-Offensive“ dreht:

? Seniorin A: Deutschland ist das beste Land der Welt.
? Senior B: Die Leute dort bewegen sich viel …
▫️ Seniorin C: …und essen nicht so viel, nur zwei Mal am Tag.
? Senior B: Genau. Viel Gemüse essen die Deutschen und ein Mal die Woche Fisch. Das steht so im Gesetzbuch.

 Wéi – das chinesische Hallo am Telefon

6 thoughts on “„Wei!“ – Gesetzlich verordneter Fisch”

  1. Hallo Yúnzi,
    Sofern die Damen auf dem Photo den wirklich deine Schwiegermama ist, vor welcher Mauer steht Sie da?
    Mir fällt nur auf dass das Mauerwerk aus glasierten Ziegeln besteht.
    Kein wirklich preiswerter Baustoff.
    Und dann auch noch Rot und Schwarz. Wo doch Rot für die Kinesen so eine besondere Bedeutung hat.

    Liebe Grüße

  2. Ein schönes Deutschlandbild was die älteren Herrschaften da pflegen. Und das alles vermutlich Aufgrund der kurzen Kolonialphase des Deutschen Reichs vor dem 1. Weltkrieg. Die Tsingtao- Brauerei, gegründet 1903 von Deutschen in Tsinagtao, ist wohl der beständigste Beweis für die Anwesenheit des deutschen Kaiserreichs. Heute wohl die zweitgrößte Brauerei Chinas. Das „Gesetz“ zum Fisch am Freitag dürfte auch aus dieser Zeit stammen. Denn natürlich mussten die „Heiden“ ordentliche Christen werden, wozu sich die Katholische Kirche gerne bereit erklärte und mit ins kaiserliche Boot stieg.
    Meines Wissens nach gibt es eine kleine Gruppe Christen in China, deren Ursprung eben diese Missionierung in dieser Zeit stammt. Wobei ich vermute das die Chinesen ganz pragmatisch ein eigenes Christentum, mit Anteilen ihrer traditionellen Glaubensvorstellungen, geschaffen haben. Aber nichts genaues weiß ich natürlich nicht.
    Ich finde gerade die Vorstellung interessant, mal in einem deutschen Altenheim den „Wissensstand“ der Bewohner zu China abzufragen. Ich fürchte, da wird deutlich weniger kommen.
    Die chinesischen Geronten (Geehrten) haben zumindest eine Vorstellung von Deutschland, auch wenn sie nicht mehr ganz aktuell ist.

    Liebe Grüße

    1. Haha, es ist spannend, mit den Klischees der anderen umzugehen und vor allem – mit den eigenen. Was man halt so gehört hat. … Bis vor wenigen Monaten glaubte ich, die Deutschen hätten das Bier nach China gebracht. Aber, denkste! Das ist nur die halbe Wahrheit! Bereits vor 3000 Jahren haben die Chinesen losgebraut: irgendwas mit Hirse, Obstsamen, Hefe und anderen Zutaten. Vermutlich schmeckte es anders als unser Bier, aber es war der vergleichbare chemische Prozess zum deutschen Bier. Und was ich auch nicht wusste – heute ist China der weltweit größte Bier-Produzent. Da liegst du richtig, nach Snow-Beer (Joint Venture mit britischem Unternehmen) liegt das Tsingtao-Bier im Verbrauch an zweiter Stelle.
      Und wer hätte das gedacht, es gibt in China Christen und das nicht zu knapp: 23,5 Mio Protestanten und 5,5 Mio Katholiken. Man sieht es auch an den Kirchen. Der Umgang mit Religion ist ein sehr eigener. Aber da liegt ja noch eine Frage von dir im Pool für 2018. 🙂
      LG

      1. Hallo Yúnzi,

        ich finde gerade den Link nicht. Aber ich habe mal einen Artikel gelesen, der das Seßhaftwerden der Menschen in Verbindung mit der alkoholischen Gärung brachte. „Wer einen sitzen hatte, bleibt sitzen“ oder so.
        Um eine „ordentliche“ Vergärung sicher zu stellen, muss man eben einige Tage bis Wochen vor Ort sein. „Ach lass die Mammuts, da ist noch S–reng–deng im Ziegenbalg“. Und die spezielle Affinität zum Alohohl des Homo Sapiens ist ja kulturübergreifend bekannt.
        In jeder Kultur in der Getreide zu Brot verbacken wurde, war der Hefepilz ein gern gesehener Gast. Das vermutlich erste Jointventure der Menschheit. Von daher, klar. In der Trunksucht sind Asiaten auch nicht anders als der Rest der Mischpoke. Obwohl Sie ja leichte Stoffwechselprobleme haben sollen. Aber wenn man hart genug trainiert? Aber was auch immer die Kinesen seit 4000 Jahren produzierten, es war eben kein Bier nach „Deutschem Reinheitgebot“. Schande über China. 🙂 Aber wie du schon sagtest, es macht Spaß mit den eigenen Stereotypen/ Vorurteilen/ Klischees zu jonglieren.
        Wir sind eben alle eine Mischpoke.

        Liebe Grüße

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