Manometer, ich könnte es mir auf dem Nagel seines Zehs gemütlich machen, so riesig ist der Buddha von Lingshan. Man sieht ihn schon von weitem zwischen den Hügeln bei Wuxi herausragen und ahnt, der Gigant ist ein Muss, wenn man in dieser Gegend weilt.
Meine zahlreichen Reiseführer lassen die monströse Statue unterdessen links liegen, dabei sind schon die Ausmaße des Geländes von 30 Hektar beeindruckend. Die wohl größte Besonderheit des Parks dürfte die Buddha-Statue sein, die mit einer Höhe von 88 Metern, mit Sockel sogar 100 Metern, die Freiheitsstatue in New York (46,05 Meter, mit Sockel: 92,99 Meter) lässig überragt. Eingebettet zwischen Lingshan-Berg, Grüner-Drachen-Berg und Weißer-Tiger-Berg (Wie poetisch!) empfängt der Siddhartha Gautama Buddha seine Anhänger – und Touristen.
Meine chinesische Familie möchte in jedem Fall dorthin und auch ich bin neugierig. Also chartern wir zwei Taxen und los geht’s:
Das buddhistische Wunderland
Bereits zu Zeiten der Tang-Dynastie soll hier vor etwa 1370 Jahren ein alter Tempel erbaut worden sein, der aber wohl im Lauf der Geschichte verfiel und zerstört wurde. Der neue Tempel entstand 1994, drei Jahre später war der Buddha fertig und 2006 der prächtige „Fangong“, der Brahma Palast. Ruhe und Besinnung am Ereignisort? Das kann man in China getrost vergessen. Auch auf dieser buddhistischen Anlage. Wir haben noch nicht einmal die Kassen erreicht, da quillt uns übersteuertes Lautsprecher-Gedröhne entgegen: Werbung, Musik, einfach alles. Und weil jeder auf sich aufmerksam machen möchte, haben auch die kleinen Händler die Offensive ergriffen.
Zum Buddha ist es ein weiter Weg. Kein Problem: kleine Touristen-Busse sausen auf dem Gelände umher. Es darf auch gern ein kleines Wettrennen sein. ? Geschafft, denkt man hier noch. Wie leichtsinnig! Um die Füße des Buddhas berühren zu können, muss man erst einmal den Fahrstuhl nutzen. … Man kann aus einer Box Zettel mit Glückssprüchen ziehen und schiebt sich an diversen Vitrinen vorbei. Hier: Buddhistische Sutras (Verse) enthalten die Lehre Buddhas. Auf dem Weg zum Zeh: Lotos ist ein beliebtes Symbol des Buddhismus und steht v.a. für die Reinheit des Geistes.
Der Buddha
Der Buddha im Taihu National Tourist Resort gilt als die weltweit größte bronzene Abbildung des Shakyamuni (auch Gautama Buddha oder Buddha). Der Titan besteht aus 2000 Schichten Bronze und wiegt 725 Tonnen, steht auf einer Tafel zu seinen Füßen. Und da sind wir auch schon da.
Die rechte Hand des Shakyamuni zeigt zum Himmel, steht für ein furchtloses Mudra (Geste) und schenkt den Menschen Mut und Frieden. Die linke Hand zeigt zur Erde und steht für das Mudra der Wohltätigkeit. Diese soll allen Lebewesen Sicherheit und Glück schenken.
An seinem Fuß: Getöse, Mantras murmeln und Gerangel ums beste Selfie am Fußnagel. Geschafft, für ein paar Sekunden gehört der blank gescheuerte Nagel ihr. Auf dem Rückweg – Hallen, in denen zum Buddhismus informiert wird. Die einzelnen Protagonisten werden vorgestellt: hier Buddha Yaksha. Das IKEA-Prinzip: Wir sind durch wenigstens drei Shops gelaufen, besser, wir mussten, um zum Ausgang zu gelangen. … Hmm, Andrang an dieser Vitrine. 🙂
Buddhistisches Louvre – der Brahma Palast
Von 60 Buddhisten, Architekten und Künstlern aus unterschiedlichen Teilen Chinas geplant und 2006 fertig gestellt, gilt der Brahma Palast einigen heute als „buddhistischen Louvre“ des Ostens. Denn in dem dreistöckigen Gebäude werden viele Schätze und Kunstwerke des Buddhismus, aber auch der traditionellen Kunst aufbewahrt.
Hinein gelangt man nur, wenn man sich Schuh-Schützer anzieht. Wir wandern durch die Ausstellungen und dann zur 20-minütigen Buddhismus-Entstehungs-Show. Etwas heftig kitschig für meinen Geschmack, in jedem Fall bunt.
Während eines buddhistischen Festes: