Longjing (Drachenbrunnen)-Garnelen, süß-saurer Westsee-Karpfen, überhaupt Meeresfrüchte – Herr P. zückt sein Thinkpad und liest mir all die Spezialitäten vor, die die Küche Ningbos zu bieten hat. Stundenlang. Mit allen Details. Schon im zwölften Jahrhundert verzauberten hier die besten Köche des Landes den Kaiserhof. Ich ahne, unser Familientreffen bekommt hier seine kulinarische Dimension.
Was habe ich nicht alles gelernt. Kenner der Materie wissen um die Besonderheiten der Zhejiang-Küche, also auch Herr P.. Sie unterscheiden bei der Zhe-Kochkunst zwischen den drei lokalen Stilen von Hangzhou, Shaoxing und – Ningbo. In der Hafenstadt, die durch breite Flussläufe Zugang zum Meer hat, kommen neben Reismehl-Snacks vorrangig gekochter Fisch und Meeresfrüchte auf den Tisch, darunter besagte Garnelen mit Drachenbrunnen-Tee (龙井虾仁), Weichpanzer-Schildkröten, Reisfeldschlamm-Aal und Austern.
Chí und rè nào
Chí, Essen – ein Familientreffen ist eine großartige Gelegenheit, um auszugehen. Und so haben die Verwandten vor Ort das Restaurant in Ningbo ausgewählt. Vor Monaten schon. Es wird laut werden. Chinesen lieben „renao“, Lärm und Krach, weshalb es sich im Reich der Mitte um ein ausgesprochen freundliches Wort handelt. Oder „chi“, kaum ein anderes Volk ist so dem Essen verfallen wie die Chinesen. „Der Rest der Welt isst, um zu leben. Wir leben, um zu essen“, verkündet augenzwinkernd Herr P..
Während die Verwandten vor Ort zugange sind, haben wir ein Fotobuch für die verschiedenen Familienzweige zusammengetragen und uns nach weiteren Quellen zu Ningbo umgeschaut. … Danke auch Ulrike vom Bambooblog und auch bei Ting Ting gibt’s einiges zu entdecken. Sie lebt in Ningbo. 🙂
„Weichpanzer-Schildkröten und Reisfeldschlamm-Aal“ … das wollen wir dann ganz genau wissen 🙂
Ganz genau? OK. Ich mach die Kamera klar. 🙂 Den Reisfeldschlamm-Aal, den mag ich, den kenne ich schon von früheren Reisen.