Neulich an der Bundesstraße 5 zwischen Priort und Kartzow in Brandenburg: ein Güterzug rollt an einem Bahnübergang vorbei mit mehreren Containern der chinesischen Reederei China Shipping. Beobachtet haben das Sylvia und Ronny aus Berlin und dann fix fotografiert und hier eingesendet. Danke euch beiden 🙂 . Die Reederei China Shipping ist nicht allein unterwegs und der zurück gelegte Weg der Container ist ein langer.
Chinas langer Weg nach Duisburg
Jahrzehntelang stand Duisburg für den industriellen Niedergang des Ruhrgebiets. Jetzt wächst die Bedeutung der Stadt als Drehscheibe für chinesische Exportgüter. China schickt einen wachsenden Teil seiner Waren über die neue Seidenstraße per Zug zum größten Binnenhafen Europas. Momentan erreichen 25 Züge pro Woche aus der 30-Millionen-Metropole Chongqing die Stadt. In bis zu 60 Containern pro Zug ist alles drin, was der Westen so braucht: Elektronik, Textilien, Spielzeug. Etwa halb so viele Waren gehen in die andere Richtung. Etwa zwölf Tage braucht der Zug für die etwa 11000 km lange Strecke. Zum Vergleich: Ein Schiff ist etwa 40 Tage unterwegs. Gleichzeitig nimmt in Duisburg die sino-deutsche Freundschaft an Fahrt auf. Seit 2016 hat die China-Stadt Deutschlands einen offiziellen China-Beauftragten, ein Netzwerk-Treffen aller chinesisch-deutschen Ökonomen bespricht sich, … .
Brandenburgs Seidenstraße
Zu so ziemlich jeder Tageszeit habe ich auch an meinem Bahnübergang in Werder (Havel) komplette chinesische Züge beobachtet, vermutlich pendelnd zwischen Chongqing und Duisburg. In Brandenburg rauschen die Züge aber offensichtlich nicht nur durch, denn bei einem Termin der IHK Potsdam Anfang dieses Jahres berichteten drei Unternehmer mit Sitz in jeweils Teltow, Berlin und Müncheberg von Ihren Erfahrungen mit bzw. entlang der Seidenstraße: ein Anlagenbauer, ein Architekt und ein Umwelttechniker. Wie die konkret aussehen bleibt im Artikel der IHK offen (siehe auch Quellen unten).
Die maritime Seidenstraße
Doch auch die maritime Seidenstraße der Neuzeit existiert: Vor drei Jahren plauderte ich mit dem Diensthabenden an der Schiffsbegrüßungsanlage Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal (NOK) zur Lage des einzigen Tiefwasserhafens Deutschlands in Wilhelmshaven. Dort herrschte seinerzeit Stille. Knapp eine Milliarde Euro hat der 2013 beendete Bau des Jade-Weser-Ports gekostet, doch Schiffe kamen bislang nur wenige. Die Chinesen sollen sich für einen eigenen Pier interessiert haben. Bekommen haben sie ihn damals nicht. Doch es gab hoffnungsvolle Gespräche mit den chinesischen Reedereien „China Shipping“ und „Cosco“. Der Jade-Hafen braucht Leben, denn in spätestens fünf Jahren werden alle großen Reedereien, die nach Fernost fahren, Schiffe mit über 19.000 Containern einsetzen, war sich mein Gesprächspartner sicher.
Inzwischen ist es soweit, im Hamburger Hafen lag Anfang 2018 der erste in China gebaute XXL-Frachter. „Damit die ‚Cosco Shipping Aries‘ diesen Teil des Hafens überhaupt erreichen konnte, haben die Hamburger in den vergangenen Jahren unter anderem eine vier Hektar große Landspitze weggebaggert und zur Abfertigung fünf größere Containerbrücken angeschafft“, erzählt uns im Februar 2018 Käptn Claudia, „denn der chinesische Koloss ist der größte, der jemals am Terminal Tollerort festgemacht hat und überhaupt das erste Schwergewicht dieser Gewichtsklasse aus Asien.“ Der Pott ist 400 m lang, 56,8 m breit und kann um die 20.000 Standardcontainer laden, wartet die Schiffsführerin mit Fakten zur Dimension des Giganten auf, der damit zu den größten Frachtern weltweit zählt.
Foto 1: Der erste in China gebaute XXL-Frachter im Februar 2018 im Hamburger Hafen.
Foto 2: Bremerhaven 06/2018 – kaum chinesische Container, aber die gelben Brücken stammen aus China
Große chinesische Reedereien:
COSCO – China Ocean Shipping Company ist eine der weltweit größten Reedereien, die international tätig ist. Das Unternehmen ist ein volkseigener Betrieb der Volksrepublik China mit Sitz in Peking.
Die Yang Ming Marine Transport Corp (‚Sonnenhell Meerestransport‘) wurde 1972 in Keelung, Taiwan, gegründet und gehört weltweit zu den größten Transportunternehmen.
China Shipping Container Lines (CSCL), ein Teil der China Shipping Group (China Shipping), ist eine Containerschiff-Reederei und wurde 1997 in Shanghai, Volksrepublik China, gegründet.
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Wer noch mehr wissen mag: Die neue Seidenstrasse auf den Schienen
tagesschau24 09:00 Uhr , 26.01.2018, Mario Schmidt, ARD Peking | Zeit: 00:02:58
Quellen:
IHK Potsdam: Belt and Road Show 2018 – Informationen über Wirtschaftsinitiativen zwischen Beijing und Brandenburg vom 27.02.2018
Deutschlandfunkt: China bringt Duisburg mehr als nur Container
Metropole Ruhr: Duisburg an der neuen Seidenstraße
Der Westen: Duisburg ist die China-Stadt von Deutschland, 08.06.2016