China gilt als die Wiege des Tees. Seit etwa 2500 Jahren kultivieren ihn die Chinesen und trinken ihn natürlich auch. Der Mensch braucht Reis zum Überleben, der Gelehrte zudem Tee, lautet eine alte chinesische Weisheit. Cha, chai oder T’e, tea, thé, Tee – die alten Handelsrouten haben ihre Spuren im Namen des Getränks hinterlassen. Das nordchinesische Cha hat sich im cha des Portugiesischen erhalten, Hindi und Russen wandelten es zu chai. Auf der Südroute entstand aus dem T’e des chinesischen Amoy -Dialekts (heute Xiamen) das englische tea, französische thé und unser Tee.
Die Legende
Wie das so ist mit Geschehnissen aus grauer Vorzeit, wer den Tee letztlich erfunden hat, bleibt im Dunkeln. Dafür ranken sich in China zahlreiche Legenden um seine Entstehungsgeschichte. In einer sollen an einem sonnigen Tag des Jahres 2737 v. Chr. dem Kaiser Shen-Nung einige Blätter des Teestrauchs zufällig in eine Tasse heißes Wasser gefallen sein, das dieser trank. Fast 5000 Jahre nach diesem denkwürdigen ersten Schluck ist China der größte Teehersteller der Welt. Fast 1,5 Millionen Tonnen werden jedes Jahr geerntet.
Im Alltag benutzen die Chinesen weder Sieb noch Filter. Sie geben die Blätter direkt in große Tassen, Thermoskannen oder – Schraubgläser. Von letzteren, so scheint es, trennen sie sich dann den ganzen Tag nicht mehr. Dieselben Teeblätter reichen für drei bis vier Aufgüsse.
Teehäuser & Teehaus-Musik
Das gemeinsame Teetrinken war wichtig, um Freundschaften zu knüpfen oder auch Geschäfte abzuschließen. Später gab es Teehäuser, in denen Vorführungen stattfanden. Ein Großes Teehaus war eine Art Mehrzweckhaus, das Trinken, Essen, Unterhaltung und gesellschaftliche Kontakte in sich vereinte. Es gab auch kleinere Teehäuser mit Geschichtenerzählern, so genannte Shu-Teehäuser, mit speziellem Tee-Zubehör und einem Teemeister für die Teezeremonien. Heute kann es vorkommen, dass sich ein Teehaus in der obersten Etage eines Wolkenkratzers befindet. Selbst erlebt. Bei einem » chinesischen Klassentreffen.
Zu den Zeiten der Tang-Dynastie (618-907) bildete sich die chinesische Teekultur aus, bei der zum Genuss von Tee ein philosophisch-kultureller Kontext zugeordnet wurde. Am Kaiserhof der Tang entwickelten sich auch die ersten Formen der Teezeremonie; zu Zeiten der Song-Dynastie ( 960-1279) verbreiteten Literaten und Mönche das Getränk im Volk, die Teehäuser entstanden. Und die Teehaus-Musik, wie hier in Suzhou.
Fotos: Im Huxingting-Teehaus in der Innenstadt von Shanghai (Bild 1 und 2) waren auch schon die britische Königin Elisabeth II. und der amerikanische Präsident Bill Clinton zu Gast. Foto 3: im -> Garten der Herbstwolken im Stadtteil Jiading.
So geht’s – richtig Tee trinken
Zum kultivierten Teetrinken zählen neben dem richtigen Tee auch das richtige Geschirr, das meist aus Keramik besteht. Bekannt für seine Keramikherstellung ist Wuxi bzw. Yixing im Osten Chinas. Früheste Siedlungsfunde weisen auf eine Tonverarbeitung hin, die 5.000 Jahre zurückliegt. Auch heute stellen die chinesischen Keramiker traditionelles braunes Teegeschirr her, aber auch moderne Sachen.
Tee trinken für Fortgeschrittene
? Zucker, Milch oder Rum in den Tee? Niemals. Da hört der Spaß auf.
? Beim Ein- und Nachgießen auch die anderen am Tisch bedenken, den Älteren zuerst einschenken.
? Erst wenn alle Schalen gefüllt sind, beginnt man selber loszuschlürfen, langsam und – mit Genuss.
? Dabei das Schälchen mit Daumen und Zeigefinger halten und von unten mit dem Mittelfinger stützen.
? Jederzeit gibt es heißes Wasser für so viele Aufgüsse, wie gewünscht. Dazu den Deckel der Kanne schräg stellen.
Teesorten
Der Teestrauch (Camelia Senesis) wird in allen südlichen Provinzen Chinas kultiviert, die weltberühmten Sorten kommen aus den Provinzen Fujian (Wu Long Tee), Yunnan (Pu-Er Tee), Zhejiang (Grüntee) und Anhui (Keemun). Die verschiedenen Teesorten unterscheiden sich voneinander durch ihre Herkunft und Fermentationsgrade. Tee wird in China fast ausschließlich in seiner grünen, nicht-fermentierten Form getrunken.
Quellen:
Kai Strittmatter, Gebrauchsanweisung für China, 3. Auflage 2005, S. 86
Kai Vogelsang, Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag (1. April 2012), Geschichte Chinas, S. 272 und 273