„Marco Polo war gar nicht in China“, verrät uns auf unserer Reise ein junger Chinese in Peking. War er nicht? Wo steckte der Mann dann während seiner 24 Jahre dauernden Abwesenheit? Am Schwarzen Meer, wie einige Historiker vermuten? Die Frage, ob Marco Polo in China gewesen ist, beschäftigt seit Jahrhunderten Wissenschaftler, denn es existieren nur indirekte Beweise für seinen Aufenthalt im Reich der Mitte.
Was bisher geschah
1271 soll der Italiener mit Vater und Onkel auf den Weg nach Asien aufgebrochen sein, um Handelswege für Gewürze und Stoffe auf dem Landweg zu erkunden. dabei soll er auch auf der Seidenstraße unterwegs gewesen sein. Der junge Mann trifft auf Kublai Khan, der den Venezianer zum Gesandten ernennt. In dieser Funktion bereist er das Reich, erkundet vor allem Südostasien. Erst 1292 macht er sich auf den Weg zurück nach Venedig, wo er drei Jahre später ankommt. Er ist nicht der erste, der bis Asien gereist ist und dort gelebt hat. Aber er hat seine Erlebnisse aufgeschrieben, im Buch „Die Wunder der Welt“ (siehe Beitragsfoto, gemeinfrei).
Die ersten Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Erlebnisse tauchen schon zu Lebzeiten Polos auf und halten sich bis heute. Unter den Zweiflern befindet sich Frances Wood, Historikerin und Kuratorin der Chinesischen Sammlungen in der British Library. „Marco Polo kam nicht bis China“, heißt der Titel ihres 1995 publizierten Buches, in dem sie die These vertritt, dass der Mann lediglich aufschrieb, was er von anderen Chinareisenden gehört hatte.
Und er war doch in China
Dass Marco Polo nicht in China gewesen sein soll, diese Feststellung mochte u. a. der SWR nicht gelten lassen. Vor zwei Jahren hat sich der Sender in seinem Blog „Wissenschaft aktuell“ mit der These auseinandergesetzt.
Zwei Beispiele
Argument 1: Der Name Marco Polos taucht in keiner einzigen mongolischen oder chinesischen Quelle auf, so die Gegener des China-Abenteuers. Letzteres kann damit zusammenhängen, dass sein mongolischer bzw. chinesischer Name unbekannt ist, aber auch, dass dem italienischen Händler einfach zu wenig Bedeutung beigemessen wurde. „Dass zum Beispiel hundertfünfzig Jahre nach Marco Polo ein Gesandter des Papstes mit einer 32köpfigen Delegation den chinesischen Herrscher aufsuchte, wird in den Chinesischen Quellen auch nicht erwähnt“, stellt der Tübinger Historiker Hans Ulrich Vogel fest.
Argument 2: Ein weiteres Argument der Skeptiker, wäre er vor Ort gewesen, hätte er die Chinesische Mauer erwähnt, gilt als entkräftet: Der Bau der Großen Mauer, so wie wir sie heute kennen, begann erst in der Ming-Dynastie, etliche Jahrzehnte nach Polos Rückkehr.
Update: Im Juni 2015 ging auch das ZDF in einer Dokumentation (Video verfügbar bis 24.07.2017) diesen Thesen nach, wenige später legte der Sender arte nach:
Quelle: Youtube| 27.07.2016 (arte)
——————–
Quellen:
- ZDF ‚Shinx‘, 1996 von Hans-Christian Huf „Die phantastischen Reisen des Marco Polo“ | Link Youtube
- SWR Blog „Wissenschaft aktuell“ – Marco Polo war doch in China, 19.04.2012
- Marco Polo was not a swindler …; Universität Tübingen, Alpha Galileo, 16.04.2012
- National Geographic: Marco Polo | abgerufen am 12.10.2014
- Marco Polo & Wikipedia | abgerufen am 12.10.2014
- Oberpfalznetz, Nachrichten, 29.08.2014
- ZDF,
- arte: Marco Polo – Entdecker oder nur ein Lügner [Dokumentation Geschichte 2015], 27.07.2016