Momentaufnahme: zählende Kormorane

Angeln auf herkömmliche Art kann eine ziemlich ausdauernde Angelegenheit sein. Chinesische Fischer haben sich da was einfallen: sie überlassen die Arbeit Kormoranen. Wer so einem fischenden Duo zusehen will, der reist nach Guilin im Süden Chinas. Dort am Li-Fluss wimmelt es von Touristen auf Ausflugsdampfern, die vor allem die einmalige Karstlandschaft bewundern wollen, einige aber auch die Fischer mit ihren gefiederten Gefährten.

Gib mir den Achten!

Ruhig ging es hingegen auf unserer Reise auf dem Lijiang bei Yangshuo zu, wo diese Fotos hier entstanden. Die Fischer am Ufer des Flusses pausierten offensichtlich, denn auf die Jagd geht es meist bei Nacht: das Licht lockt die Fische an, die die Vögel nur noch aus dem Wasser angeln müssen. Ringe oder Schnüre am Hals verhindern, dass sie größere Beute verschlucken. Mit etwas Drücken und Kitzeln bringen die Fischer ihren Kormoran schließlich dazu, seinen Fang wieder rauszurücken.

Doch auch die Tiere wissen, was sie wollen: Untersuchungen haben gezeigt, dass sie zählen können. Haben sie sieben Fische beim Arbeitgeber abgeliefert, erwarten sie den achten als Lohn. Und was passiert, wenn nicht? Dann verweigern sie strikt die weitere Zusammenarbeit. Der Ursprung dieser Fischfang-Methode ist ungeklärt. In Ostasien ist sie seit dem 3. Jahrhundert als Methode für den wirtschaftlichen Fischfang nachweisbar. Heute besitzt die Kormoran-Fischerei in China zwar noch eine geringe wirtschaftliche Bedeutung, ist aber seit den 1980er Jahren stark rückläufig und entwickelt sich vielerorts zu einer touristischen Attraktion.

Quellen:
cott Forbes: China. Der cool-verrückte Reiseführer, Verlag: National Geographic (26.02.2013), S. 68f
Chinatours: Highlight in Yangshuo: Ein Kormoran bei der Arbeit
(abgerufen am 08.04.2020)

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