Niemand kommt in China an ihnen vorbei. Sie stehen vor vielen Hauseingängen, speziell vor den Eingängen traditioneller Gebäude, wie Tempel, aber auch vor Amtsgebäuden, Banken, Restaurants und Hotels habe ich sie schon gesichtet, gern als Paar, meist aus Stein, aber auch aus Eisen oder Bronze gefertigt – Wächter-Löwen! Fabelwesen, sage ich mir, Dekorationen der traditionellen chinesischen Architektur. Imposant anzusehen, doch mir irgendwie zu pekinesisch und überhaupt: Löwen in China?
Tatsächlich hat es frei lebende Löwen in China nie gegeben. Die ersten Skulpturen tauchten im Reich der Mitte mit dem Buddhismus zu Zeiten der östlichen Han-Dynastie (um 205 v. Chr. – 220 n. Chr.) auf. Im Buddhismus steht der Löwe für Erhabenheit, der imstande ist, böse Geister zu vertreiben. Ursprünglich sollen die stilisierten Exemplare vor Mausoleen gewacht haben, später auch vor den kaiserlichen Palästen, Tempeln, Brücken, … und den Häusern von Regierungsvertretern. Doch nicht jeder durfte sich so ein Wächter-Paar vors Haus stellen. Es galt: nur hochrangige Beamte ab dem siebten Grad. Welchen Platz der Hausbesitzer innerhalb der Beamtenhierarchie inne hatte ließ sich leicht an der Anzahl der Haarknoten ablesen. Wer Löwen mit 13 Locken sein eigen nannte, der hatte es geschafft. Mehr ging nicht. 🙂
石 狮 子 – shí shī zi – Wächterlöwe
石 – shí – Stein
狮 子 – shī zi – Löwe (狮 entstammt dem Persischen (sir)
Foto 1: Meist aus Stein, in der Verbotenen Stadt in Peking aus Bronze
Foto 2: Doppelt gesichert gegen Dämonen und böse Geister: Löwen auf einer Zickzackbrücke.
Foto 3: Löwe vor dem Besonderen Konfuzius-Tempel in Shanghai
Fotos 4 (rechts): Löwe vor dem chinesischen Teehaus in Hamburg | Foto: Franzi
Quellen:
1 – Wolfram Eberhard: Lexikon Chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen. Heinrich Hugendubel Verlag, München 2004, ISBN 3-89631-428-9, S. 181 f
2 – german.cri.cn | blog.chinatours