Momentaufnahme: Poesie zum Greifen nah

Mit so was rechnet ja keiner. Joseph von Eichendorff in der chinesischen Metro. Auf der anderen Seite gibt’s den Auszug aus seinem Gedicht ‚Nachklänge‘ noch einmal auf Chinesisch. Der Mann befindet sich in guter Gesellschaft, denn Schriftsteller aller Nationen ergreifen in meinem U-Bahn-Wagen der Linie 2 das Wort. Literatur als Häppchen sozusagen.

Die Metro-Bibliothek auf Linie 2

Es schauert der Wald vor Lust,
Die Sterne nun versanken,
Und wandeln durch die Brust
Als himmlische Gedanken.

Joseph von Eichendorff

Hintergrund könnte eine Aktion der Stadt von 2013 sein: Sie lesen zu wenig, die Chinesen, haben die Stadtväter herausgefunden. Das soll sich ändern. Und weil so ein Shanghaier im Durchschnitt eine Stunde bis zur Arbeit benötigt, kann er mit dem Schmökern gleich in der U-Bahn beginnen.

„Man könne die Menschen natürlich nicht per Verordnung zum Lesen zwingen“, so der Leiter der Literaturabteilung des Shanghai Translation Publishing House, Huang Yuning, „aber man kann sie zum Lesen ermutigen.“*¹ Mit Büchern, die die Leute kostenlos in der Metro-Bibliothek ausleihen können: an einer Station borgen, an einer anderen wieder abgeben. Und wer noch eine Inspiration für seinen Lesestoff benötigt, bitte sehr, die Ideen sind zum Greifen nah.

Quelle:
*1 – China Daily: Shanghai Metro offers passengers books to borrow | abgerufen am 07.07.2017

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