Etappe 1: Flughafen Xining – Xiahe

Traditionelle chinesische Hochzeit, wie findet sie statt? Ist es unhöflich mit den Brauteltern über die Kosten der Hochzeit zu verhandeln? Benötige ich Geschenke, wenn ja für wen? Muss jemand von uns eine Tischrede halten? … Anfang März hat Ella hier jede Menge » Fragen zur Hochzeit ihres Sohnes mit einer Chinesin gestellt. Jetzt radelt die Brandenburgerin mit ihrem Mann dem Ereignis in Ürümqi entgegen und lässt uns einen Monat lang an ihrem Abenteuer teilhaben.

Etappe 1: Flughafen Xining (Provinz Qinghai) – Xiahe (Provinz Gansu)

Ella schreibt: Liebe Grüße aus Xiahe. Wir haben tolle und auch harte Tage hinter, und vermutlich auch vor uns. Die Tibeter sind freundlich und hilfsbereit, nur die Verständigung ist ein Graus! Außer Hello. Das kennen viele Kinder.* Tibet ist einfach nur schön! Die Landschaft ist eine Wucht! Die Straßen könnten manchmal besser sein, aber so hält sich auch der Verkehr in Grenzen.

Die Reihenfolge (vom Flughafen Xinning, Anm. Red.) nach Xiahen kriege ich selber nicht mehr hin. Das Zimmer auf dem Foto liegt ca. 20 km von Haidong entfernt an einer Autobahnzufahrt. Ein winziger Ort, auf ca. 2700m Höhe. Dort mussten wir halt machen, weil wir keine Luft mehr hatten, zwecks Akklimatisierung. Am nächsten Tag haben wir dann den ersten Pass auf 3253m Höhe erreicht, dort wild fotografiert und undefinierbare Speisen gekostet und sind später talwärts gerollt.

In Tanxincun haben wir ein Hotel angesteuert, an welchem draußen das Schild hing, dass dort Ausländer absteigen dürfen. An der Rezeption machte man uns sehr nachdrücklich klar, dass wir keinesfalls einchecken dürften, weil das Gerät zum einlesen der Pässe kaputt sei, oder von der diensthabenden Dame nicht bedient werden könne. So ganz haben wir es nicht begriffen. Dann erklärten uns 4 weitere Mitarbeiter, dass es kein weiteres Hotel in der Stadt gäbe, in welchem Ausländer wohnen dürften. Nachdem uns vom vielen lächeln die Mundwinkel schmerzten und ich das Ganze gar nicht ernst nehmen konnte, habe ich den Vorschlag gemacht, doch bei der Polizei mal nachzufragen, wo man als Ausländer denn hin solle. Die Rezeptionistin rief also tatsächlich die Polizei! … Die Polizei kam. Es begann ein intensives Palaver! Es gelang auch der Polizei nicht, die unbeugsame Herrscherin der Rezeption zu überzeugen. Guter Rat war teuer. Aber der Polizist hatte eine Bekannte, in einem anderen Hotel, welche unverzüglich angerufen wurde. Bei beginnender Dunkelheit schließlich, fuhren wir mit den Rädern hinter 2 Polizeiwagen durch die Stadt zum Hotel der Bekannten, checkten mit polizeilicher Hilfe ein, wurden mit der Eskorte in ein Lokal gebracht, verlebten einen entspannten Abend mit zwei Polizisten und leckerem Essen und wurden anschließend mit dem Polizeiauto zu unseren Bettchen gebracht. Das sind schon tolle Erlebnisse.

Später vergnügten wir uns für zwei Tage in Tongren, bei schönstem Sonnenschein. Abends gingen wir auf den Markt und haben der Bevölkerung beim Tanzen, kreiseln und singen zugeschaut. Ein Schuster am Straßenrand vernähte meinen defekten Badelatsch so professionell, dass ich ihn vererben kann und nahm kein Geld dafür! Von Tongren ging’s in die Höhe, über Serpentinen in die Berge! Dort haben wir dann auch bei Hirten das Zelt aufgeschlagen, kurz bevor das Gewitter niederging und der Hagel kam. Schon bisschen gruselig. Morgens haben wir ein klatschnasses Zelt eingepackt und uns dem Schlamm gewidmet.

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* Wer selbst reisen mag, im Gegensatz zu den internationalen Hotspots der Ostküste Chinas ist im Inland selbst in den Touristen-Hotels das Verständigen schwierig, weil niemand Englisch spricht.

Hier in Xiahen hat uns der Winter eingeholt. Morgens 1 Grad über Null macht rote Nasen. Glücklicherweise haben wir ein Hotel gefunden, was uns beherbergt, zwar manchmal ohne Wasser (das steht zur Selbstbedienung auf dem Gang), aber wir sind trocken untergebracht und der Regen stört uns jetzt so gar nicht. Da aber Schnee und Regen gemeldet sind, werden wir umdisponieren, weil wir ausrüstungstechnisch darauf nicht eingestellt sind. Vielleicht bin ich verweichlicht, aber bei nächtlichen Minusgraden im Zelt….. brrrrrr. Ich halte dich über unsere Entscheidung auf dem Laufenden, sobald wir uns einig geworden sind! Entweder per Rad oder Bus. Eine Bremse von mir hat den Geist aufgegeben und Öl verloren. Ich habe jetzt keine Vorderradbremse mehr, was im Gebirge misslich ist. Die Mechaniker hier waren äußerst bemüht, aber nicht erfolgreich und Magura hat keine chinesische Niederlassung. Schöner Mist!

Kleine Xiahe-Kunde

Die ca. 3000 m über dem Meeresspiegel gelegene Xiahe befindet sich im Autonomen Bezirk Gannan der Provinz Gansu. Hier leben 70 000 Menschen, davon sind etwa 50% Tibeter.

Touristische Attraktionen sind:

  • Das 1709 im tibetischen Stil errichtete Labrang-Kloster mit  über 48 Tempelhallen und mit ca. 3600 Mönchen. Das Kloster zählt zu den größten und wichtigsten tibetischen Klöstern außerhalb der Autonomen Region Tibet und war lange eine wichtige Handelsdrehscheibe zwischen China, Tibet und der Seidenstrasse.
  • Die Sangke-Steppe und die Ganjia-Steppe.

2 thoughts on “Etappe 1: Flughafen Xining – Xiahe”

  1. Ich hoffe es bleibt auch für euch spannend. Wir fühlen uns zur Zeit hier sehr wohl. Das Wetter ist zumindest tagsüber schön und es gibt noch soviel zu entdecken. Da wird das Radfahren glatt zur Nebensache.

  2. Danke, liebe Ella. Dein Bericht ist so lebendig. Man glaubt fast dabei zu sein. Wünsche Euch eine spannende Weiterreise und uns noch mehr zum Lesen /Schauen……

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