Made in China

Made in China – wir haben den Film geguckt. Was ist das Besondere? Wohl, dass das Drehbuch autobiografisch ist. Frédéric Chau, den ihr vermutlich als chinesischen Schwiegersohn aus den Filmen mit Monsieur Claude und seinen vier Töchtern kennt, soll sogar daran mitgeschrieben haben. Seine Film-Geschichte ist schnell erzählt und auch sein Grund-Problem, das mit seinem Äußeren zu tun hat:

Auch wenn François großen Wert darauf legt, als Europäer wahrgenommen zu werden, die Pariser und auch wir Zuschauer erkennen sofort: François Wurzeln liegen in China. Der junge Mann arbeitet als Fotograf, hat eine französische Freundin und – wird bald Vater. Zeit, die Familie des Kindsvaters kennen zu lernen, findet die Schwangere, denn mit seinem Vater hat Francois seit zehn Jahren kein Wort mehr gesprochen und auch die chinesische Community im 13. Bezirk hat er seither gemieden. Back to the roots – das (vorhersehbar-gefühlige) Abenteuer nimmt seinen Lauf.

Der Eindruck

? Konflikt Vater & Sohn (fiktiv, nicht autobiografisch): Die beiden Männer nähern sich einander an. Alles wird gut, das ahnen wir von Anfang an und das ist auch das Manko dieses Films. Die Migration, die chinesische Parallelgesellschaft, woher rührt die Härte des Vaters zum großen Sohn, … das alles sortiert eine routinierte Dramaturgie, die wenig differenziert, die Figuren auf Abstand hält und bei der die Vater-Sohn-Beziehung seltsam vage bleibt.

? Kulturelle Identität: Französisch mit chinesischem Akzent, Mahjongg, Hund auf dem Restaurant-Teller – Klischees über Chinesen reihen sich vor allem zu Beginn des Films aneinander, um sie mit einem Schmunzeln aufzulösen. Das gelingt auch dank seines besten Kumpels Bruno (Medi Sadoun; auch ein Schwiegersohn bei Monsieur Claude), der ihm bei seiner Identitäts-Reise moralisch zur Seite steht und sich bei der chinesischen Community durch alle Fettnäpfchen arbeitet. Sehr schön das Ständchen für François‘ Jugendfreundin, in die er sich verliebt hat.

? Paris vs Berlin: Gibt’s da Vergleichbares? Erste Erkenntnisse: Die Chinesen verneinen. Wir sind keine Migranten, keine Arbeiter, wir haben die besten Universitäten besucht und sind nicht gläubig. Als China Mitte der 80iger Jahre die Grenze öffnete, da wollten wir die Welt kennen lernen. Wir leben verteilt über ganz Berlin. Und ja, wir sind sichtbar Chinesen und wenn deutsche Freunde neugierig sind und uns nach unseren Wurzeln fragen, dann finden wir das nachvollziehbar.

FAZIT: Man wird bei dieser Reise ins Pariser Chinatown gut unterhalten. Wer einen entspannten Nachmittag will, der kann den durchaus genießen. Wer mehr Grau in den Geschichten mag, der geht zu ➡️ So long, my son.

Made in China
Fast täglich 19 Uhr im Thalia in Potsdam-Babelsberg
[Spielzeiten, Hintergrund & mehr]
Regie: Julien Abraham
Darsteller: Frédéric Chau, Medi Sadou, Julie de Bona
Laufzeit: 88 Minuten

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