Im letzten Winter plagte mich tage-, was sag ich, wochenlang, ein Hüsteln. Das kann passieren, man muss darum kein Bohai machen. Irgendwann war ich kuriert und die Sache schien vergessen – bis wir wenige Monate später meine Schwiegereltern in Shanghai besuchten. Die Frauen unserer chinesischen Familie sind Chirurgen oder Allgemeinärzte und auch meine Schwiegermama zog es zur Medizin – zu Zeiten der Kulturrevolution als leitende Schwester in ein Krankenhaus, später heilte sie dort eigene Patienten. Ausgebildet ist sie sowohl in westlicher als auch in chinesischer Medizin, was in China keinen Widerspruch darstellt. …
Irgendwann auf unserer Reise kamen wir auf mein schwächelndes Qi zu sprechen. Seitdem schlürfe ich einen Tee, der meine Immunabwehr gehörig ankurbelt. Datteln und Honig soll ich zu mir nehmen, Scharfes und Kaltes meiden. Zum Gesundheits-Set zählt auch eine schwarz-rote Box. Ich soll abwarten, sie erst im Dezember öffnen, das Pulver in warme Milch rühren und vor dem Frühstück trinken. Mit dem Präparat aus Reiswein, Kandiszucker und Eselshaut-Gelee werde ich gegen jede Kälte gewappnet sein. Sagt die Schwiegermama. Na bitte! Eselshaut Hin oder Her, bei mir kann der Winter kommen.
Das Qi 气 (Langzeichen: 氣 )
Nicht, dass ich daran glaube, auch längst nicht alle Chinesen tun es, es sei hier trotzdem kurz beschrieben. Das Qi gilt als die ideelle Grundlage u.a. der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), wonach durch uns alle eine Lebensenergie fließt, die Qi genannt wird. Auf Kanälen, den Meridianen, durchströmt es unsere Körper. Verstopfen diese Kanäle oder gerät das Gleichgewicht der entgegengesetzten Kräfte, das Yin und Yang, außer Kontrolle, dann werden wir krank.
Die Vorstellung vom Qi prägt bis heute das Weltverständnis vieler Menschen in Asien und findet zunehmend Eingang in das westliche Denken, insbesondere als Bestandteil esoterischer Lehren.