Lissabon. Flughafen. Es geht nicht anders, man stolpert über gigantische Aufsteller mit chinesischer Schrift.
„Einbürgerung. Vertrauen ist wichtiger als alles andere, gute Immobilien sprechen für sich. – Goldener Komplett-Service für Neubürger. Die beste Immobilienvermittlung in ganz Portugal. Über Hunderte professionelle Investitionsberater und -anwälte. …“
Das kleine Land wirbt seit 2012 mit einer Kampagne für ein „Leben in Portugal“ und richtet seine Botschaft unter anderem an Senioren aus Europa, vor allem aber an Chinesen. Beim Ausverkauf des Staatseigentums versüßen die Behörden den chinesischen Investoren ihren Einsatz mit einem „Goldenen Visum“, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, die aber nicht allein für Portugal sondern für den gesamten Schengen-Raum gilt. Dafür müssen Nichteuropäer entweder eine Immobilie zum Preis von mindestens einer halben Million Euro kaufen oder eine Million in ein portugiesisches Unternehmen investieren oder wenigstens zehn Arbeitsplätze schaffen. Dafür erhalten sie zunächst eine einjährige Aufenthaltserlaubnis, die im Anschluss jeweils um zwei Jahre verlängert werden kann. Längere Zeit in Portugal verbringen müssen sie deshalb nicht, sieben Tage im Jahr genügen. Das klingt gut. Für beide Seiten. Oder doch nicht?
Das Konzept ging auf. Das goldene Visum hat sich zu einer der wichtigsten Quellen für ausländische Direktinvestitionen in Portugal entwickelt. Rund 80 Prozent aller Visa gingen nach China. Allerdings sollen etliche Käufer deutlich draufgezahlt haben. Von „tiefer Enttäuschung“ bei den Chinesen ist die Rede, die oft das Doppelte des Immobilienpreises bezahlt haben sollen. Und auch das Angebot auf den Aufstellern am Flughafen hatte seinen Preis, wie der Direktor der portugiesisch-chinesischen Handelskammer im März dieses Jahres immer wieder in den Medien zitiert wird. Demnach sollen die gepriesenen professionellen Investitionsberater, Anwälte, Dolmetscher und Makler ordentlich die Hand aufgehalten haben: die von den orts- und sprachunkundigen Investoren gezahlten Gebühren machten bis zu einem Viertel des Transaktionswerts aus.
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Quellen: FAZ vom 21.08.2014 | manager-magazin vom 03.03.2015 (beide abgerufen am 14.04.2015)