Das chinesische Klassentreffen

一,二,三,(yī, èr, sān,) eins, zwei, drei und Klick. Bei einem Klassentreffen in Shanghai wird viel fotografiert, gelacht, gelärmt und gegessen. Denn so ein Treffen ist eine großartige Gelegenheit, um gemeinsam ins Restaurant zu ziehen. Und wer etwas auf sich hält und unter seinesgleichen bleiben will, nun, das hatten wir hier schon, der zieht ins Separee. Das ist ein abgetrennter Raum in einer oberen Etage des Lokals, mitunter mit eigener Toilette, in jedem Fall aber mit eigener Bedienung. Diese soll freundlicher und das Essen besser sein als unten. Das Separee hat jedoch einen Haken:

DieKlassenlehrerinnen

Die beiden Klassenlehrerinnen – oben die meines Mannes, darunter die der Parallelklasse.

Der ‚große Organisator‘ (O-Ton Herr P.) dieser Treffen bekommt nicht alle Klassenkameraden unter. Nie. Denn auch die Kommilitonen der Parallelklassen und sowohl der Mittel- als auch der Oberstufe zählen dazu. Das führt dazu, dass ich jedes Mal neben einer Stammrunde in neue Gesichter blicke. Doch für dieses Jahr hat der ‚große Organisator‘ eine Idee. Er mailt nach Berlin: Lass uns zwei Klassentreffen feiern. An einem Tag. Eines um 11, das zweite zu 17 Uhr. „Wieso zwei? Das geht zu weit“, findet Herr P. Wir sind gerade zwei Tage in Shanghai, wollen mit den Eltern nach Ningbo. Und überhaupt. Der Klassensprecher denkt nach und – findet einen Raum, in dem wunderbarerweise zwei runde Tische Platz haben. Herr P. ist begeistert.

Erstmals sind in diesem Jahr die Klassenlehrerinnen der beiden Klassen dabei. Die Frauen sind bis heute bei ihren ehemaligen Schülern beliebt. Sie umarmen sich. Immer wieder. Geschichten machen die Runde: Wer war der Freche der Klasse? Alle sind stolz auf den Einen von Hundert, der es an eine Elite-Uni geschafft hat. Ein ehemaliges Pärchen trifft sich wieder und begießt unter freudigem Jubel der anderen die einst gemeinsame Zeit. Die Klassenlehrerin meines Mannes soll ihm bei Kälte den eigenen Pullover gegeben haben. „Meine Schüler waren für mich wie eigene Kinder“, sagt sie. Die alte Dame lacht viel. „Sie sei ein glücklicher Mensch.“ Zum gemeinsamen Anstoßen klopft immer wieder jemand mit dem Glas auf die Tischplatte oder eine Tisch-Runde wandert gleich zur anderen. Es wird gegessen, gescherzt und – viel fotografiert. 一,二,三,(yī, èr, sān,) eins, zwei, drei und Klick. Ich habe das Gruppenfoto für dieses Jahr im Kasten.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.