Eine Million Menschen sollen sich auf ihm versammeln können, er ist einer der größten Plätze der Welt, der Platz des Himmlischen Friedens. Gigantisch sind auch die angrenzenden Gebäude: die Große Halle des Volkes mit dem 10.000 Menschen fassenden Plenarsaal und das Chinesische Nationalmuseum (2010 erweitert vom Architekturbüro von Gerkan; der BER lässt grüßen) stehen an der West- bzw. Ostseite.
Im Süden zwängen sich Menschen zwischen Absperrgitter. Ihr Ziel ist das Mausoleum für den ehemaligen Großen Vorsitzenden Mao. Polizisten kanalisieren routiniert die Massen, man darf nur mitnehmen, was man auf dem Körper trägt. Fotografieren ist strengstens untersagt. Den Augen der Kontrolleure entgeht nichts, einer alten Frau entreißen sie ein Plastiktütchen, das diese hineinschummeln wollte. Die Tochter verpasst ihr noch einen Klapps auf den Hintern. Damit ist alles gesagt. Ohne Stillstand, schrittweise, geht es in eine Vorhalle, in der Verehrer Unmengen weißer Blumen niedergelegt haben. In der Mitte einer zweiten Halle liegt Mao in einem Glassarg, das Gesicht glatt, die Haare schwarz. Der Mann war bei seinem Tod über 83 Jahre alt. Es sollen sich Gerüchte um die Authentizität des Einbalsamierten spinnen. Stehenbleiben und genau schauen geht nicht, wenige Minuten später stehen wir schon wieder auf dem Platz des Himmlischen Friedens.
Da wäre noch die Nordseite des Platzes, wo sich das 1417 fertig gestellte Tor des Himmlischen Friedens befindet. Es gab dem Platz seinen Namen und ist heute zum einen wegen der in den 50er Jahren errichteten Tribünen der Platz für Paraden zu Jahrestagen. Das am Eingang prangende überdimensionale Portrait Maos wird jedes Jahr neu gemalt, das alte abgenommen. Zum anderen ist das Tor der Zugang zum Kaiserpalast mit der Verbotenen Stadt, die eine gewaltige Befestigungsanlage umschließt. Die während der Ming-Zeit zwischen 1406 und 1420 erbaute und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Anlage ist gigantisch. Der Europäer wundert sich ob der fehlenden Bäume, der Chinese verweist auf das Schriftzeichen für Holz, das umrandet so viel bedeutet, wie eingesperrt. Und welcher Kaiser möchte das sein?
Hintergrund:
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