Derweil in Lissabon: verschollen im Marinemuseum – Malerei, Porzellan und Möbel aus China

Die einst große Seefahrernation Portugal gedenkt ihres maritimen Erbes mit einer weltbekannten Ausstellung, die wiederum in einem weltbekannten Kloster untergebracht ist, im Westflügel des Hieronymitenklosters im Lissaboner Stadtteil Belém. Marinemuseum: Entdeckungsfahrten, der legendäre Kapitän Vasco da Gama, Kolonialreich und mittendrin, in einem kleinen Extraraum – fernöstliche Exponate, unter anderem aus China. So stand es in meinem Reiseführer. Und so informierte ein Flyer des Museums. Denn zu ihren guten Zeiten kehrten die Schiffe meist reich beladen von ihren Fahrten nach Ostasien zurück.

Die Waren aus jener Zeit konnten Besucher ursprünglich in Raum 2 betrachten. „Neben japanischen Samurai-Waffen und Schiffsmodellen des China- und Ostindien-Verkehrs handelt es sich vor allem um chinesisches Porzellan, das zum Ausschank der neuen exotischen Getränke verwendet wurde, darunter Tee, aber auch Kakao aus dem späteren Brasilien“, verkündet unser Reiseführer*1: Doch in besagtem Raum geht’s um andere Themen. Möbelstücke, Malerei und Porzellan aus China – Fehlanzeige. Wo sind die Sachen? Können die Mitarbeiter des Museums antworten? Sie lächeln und sie schweigen zu diesem Thema. Den Raum gibt es nicht mehr. Punkt.

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Im Flyer noch vermerkt, doch jetzt verschwunden – die fernöstlichen Exponate

Kleine Kolonialgeschichte Portugals

Das Portugiesische Kolonialreich gilt als das am längsten bestehende Kolonialreich Europas, ihm gehörte nach dem Vertrag von Tordesillas 1494 die Hälfte der Welt. Von diesen Zeiten zeugen bereits im ersten Saal Landkarten, nautische Instrumente, Logbücher, Schiffsmodelle sowie Gemälde. Nachdem Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien entdeckt hatte, stieg Portugal zur führenden Handels- und Seemacht des 15. und 16. Jahrhunderts auf. Seine Geschichte als Kolonialreich begann 1415 mit der Eroberung von Ceuta. Die Stadt ist heute eine Exklave Spaniens auf marokkanischem Gebiet und begehrtes Ziel illegaler Einwanderer auf dem Weg in das nur etwa 20 km entfernte Europa. Bis in das 17. Jahrhundert erwarb Portugal Kolonien auf der ganzen Welt. Die Kolonioialgeschichte dieses kleinen Landes im West Europas endet 1999 mit der Rückgabe der letzten Überseeprovinz Macau an China.

Portugiesische Seefahrer
Das Marinemuseum von Belém, eines der bedeutendsten Europas, dokumentiert die Geschichte der portugiesischen Seefahrt. Schwerpunkt: die frühen Entdeckungsreisen. Die Könige aus dem Hause Avis, besonders Manuel I. (1495–1521), führten das Land zu höchster Blüte.

Quelle:
*1 – Baedeker SMART Reiseführer Lissabon: Perfekte Tage in der weißen Stadt, Spiralbindung – Auflage: 1,  2. Januar 2015, S. 141, 142

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