Derweil am NOK: zu gigantisch – chinesische Containerschiffe

Man kann, wie wir, an ihm entlangradeln und dabei überaus freundlichen Menschen begegnen. Oder man reist auf ihm. Fast 33.000 Schiffe (ohne Sportboote) sollen im vergangenen Jahr den Nord-Ostsee-Kanal von Kiel nach Brunsbüttel befahren haben – oder umgekehrt: Schiffe mit bis zu 1.000 Containern, Luxusliner und Tanker. Auch Chinesische? Ich klopfe an die Tür des Diensthabenden an der Schiffsbegrüßungsanlage Rendsburg. Der Mann ist ein Glücksfall; von seiner Profession begeistert, humorvoll und – auskunftsfreudig.

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TIPP: die Schiffbegrüßungsanlage Rendsburg stellt jedes Schiff vor. Danach wird die Nationalhymne aus dem Herkunftsland des Schiffes gespielt. Täglich von 10 bis 18 Uhr.

Auf dem Kanal sind wenige Chinesen unterwegs, und wenn, dann sind es private Eigner aus Hongkong, berichtet er. Was aber keineswegs bedeutet, dass die Chinesen mit der Ostsee nichts im Sinn hätten. Doch ihre Containerschiffe sind zu gigantisch für den Kanal und können zudem nicht vollbeladen den um die Ecke liegenden Hamburger Hafen anlaufen, weil die Riesen-Pötte zu großen Tiefgang für die Elbe haben. Der Trend zur Größe hält an. Weltweit. Mit Folgen: die Niederlande weiht, wie in Rotterdam, zusätzliche Terminals ein. Die Chinesen baggern für den neuen russischen Großhafen Bronka die Fahrrinne. Auch die Polen bauen an zwei Tiefseehäfen, zählt der Schiffsbegrüßer weitere Aktionen der Konkurrenten auf.

Und Deutschland? Im einzigen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven herrscht Stille. Knapp eine Milliarde Euro hat der vor zwei Jahren beendete Bau des Jade-Weser-Ports gekostet, doch Schiffe kamen bislang nur wenige. Die Chinesen sollen sich für einen eigenen Pier interessiert haben. Bekommen haben sie ihn nicht. Doch es gibt wohl hoffnungsvolle Gespräche mit den chinesischen Reedereien „China Shipping“ und „Cosco“. Der Jade-Hafen braucht Leben, denn in spätestens fünf Jahren werden alle großen Reedereien, die nach Fernost fahren, Schiffe wie die derzeit weltgrößte MSC Oscar mit über 19.000 Containern einsetzen, ist sich mein Gesprächspartner sicher. Chinesische Containerschiffe im NOK begrüßen – das wird bei dem Trend weiterhin die Ausnahme bleiben.

Große chinesische Reedereien, deren Container über so genannte Feederschiffe, die als Zulieferer und Verteiler für große Seeschiffe und Seehäfen tätig sind, den Kanal passieren:

  • COSCO – China Ocean Shipping Company ist eine der weltweit größten Reedereien, die international tätig ist. Das Unternehmen ist ein volkseigener Betrieb der Volksrepublik China mit Sitz in Peking.
  • Die Yang Ming Marine Transport Corp (‚Sonnenhell Meerestransport‘) wurde 1972 in Keelung, Taiwan, gegründet und gehört weltweit zu den größten Transportunternehmen.
  • China Shipping Container Lines (CSCL), ein Teil der China Shipping Group (China Shipping), ist eine Containerschiff-Reederei und wurde 1997 in Shanghai, Volksrepublik China, gegründet.

Kleine NOK-Kunde

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Nord-Ostsee-Kanal, auch Kiel-Kanal; Karte gemeinfrei

Der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) – In diesem Juni 120 Jahre alt, knapp 100 km lang, etwa 33.000 Schiffe passierten 2014 den Kanal. Er soll die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt sein. Zwischen Brunsbüttel an der Elbe und Kiel verbindet er zwei Meere und gilt für die Ostseeanrainer als Tor zur Welt. In den nächsten Jahren soll es umfangreiche Aus- und Neubauten geben, denn selbst die beiden „neuen“ Schleusen in Brunsbüttel versehen seit 1914 ununterbrochen ihren Dienst. 2013 war der progostizierte Infarkt da. Wegen defekter Schleusen konnten acht Tage lang keine großen Schiffe die Wasserstraße passieren.

NOK bei Brunsbüttel

Wer mag, hier gibt’s mehr zu lesen:
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung: Wir verbinden Meere (Eckdaten NOK) | Zeit: Der Nord-Ostsee-Kanal | Kieler Nachrichten: Chinesischer Bagger Tong Yuan: Seltener Gast im Nord-Ostsee-Kanal | FAZ: Im Jade-Weser-Port hat erstmals das weltgrößte Containerschiff angelegt  | Die Welt: Oscar, das größte Containerschiff der Welt

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